Revolutioniert pflanzliches Insulin aus Kopfsalat die Diabetes Therapie? Von Präventiv-Apothekerin Fanny Patzschke erfährst du alles über die neue Hoffnung für Diabetiker.

Pflanzliches Insulin: Müssen Diabetiker nicht mehr spritzen?

Diabetes betrifft weltweit über 540 Millionen Erwachsene, Tendenz steigend. Für diejenigen, die an Typ-1- oder fortgeschrittenem Typ-2-Diabetes leiden, ist das tägliche Spritzen von Insulin oft lebensnotwendig. Aber die Nadeln bringen nicht nur körperliche Beschwerden mit sich. Viele empfinden das Spritzen als extreme Belastung, verbunden mit Angst, Unsicherheit und sozialen Hürden. Doch es gibt einen neuen Hoffnungsträger, denn ein Forscherteam aus Pennsylvania arbeitet bereits mit Hochdruck an einer Lösung. Ein pflanzliches Insulin aus Kopfsalat zum Einnehmen könnte die Therapie von Typ-2-Diabetes revolutionieren. Ja, du hast richtig gelesen.

Was ist Insulin und wie wird es gebildet?

Bei Insulin handelt es sich um ein körpereigenes Peptidhormon. Es besteht aus vielen Aminosäuren, den kleinsten Bausteinen von Proteinen. In deinem Körper wird es in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert. Der Aufbau verläuft in mehreren Schritten:

  • Zuerst entsteht Präproinsulin, eine Vorstufe mit rund 110 Aminosäuren.
  • Daraus wird Proinsulin, das aus drei Teilen besteht: A-Kette, B-Kette sowie C-Peptid, das die beiden Ketten miteinander verbindet.
  • In der Bauchspeicheldrüse wird das C-Peptid abgespalten. Übrig bleibt das aktive Insulin aus zwei Ketten, die über Disulfidbrücken fest verbunden sind.

Wie wirkt Insulin im Körper?

Die wichtigste Funktion von Insulin besteht in der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Außerdem ist es das anabolste (aufbauend) Hormon im Körper. Zirkuliert es ständig im Blut, blockiert Insulin die Fettverbrennung. So begünstigt es die Ausbildung von Hüftspeck. Auf der anderen Seite brauchen wir es aber auch für den Muskelaufbau, da Insulin die Proteinsynthese ankurbelt.

So wirkt Insulin im Kohlenhydrat-Stoffwechsel:

  • Förderung der Glucose-Aufnahme in Muskelzellen und Fettgewebe
  • Stimulation der Glykogensynthese in Leber, Muskelzellen und Fettgewebe
  • Hemmung der Glykogenolyse in Leber, Muskelzellen und Fettgewebe
  • Hemmung der Gluconeogenese in der Leber
  • Stimulation der Glykolyse in Leber, Muskelzellen und Fettgewebe

So wirkt Insulin im Fett-Stoffwechsel:

  • Förderung der Lipogenese in Leber und Fettgewebe
  • Hemmung der Lipolyse in Leber und Fettgewebe

So wirkt Insulin im Eiweiß-Stoffwechsel:

  • Förderung der Proteinsynthese in Muskeln und Fettgewebe
  • Hemmung des Proteinabbaus in Muskeln und Fettgewebe

Nebenwirkungen von herkömmlichem Insulin

Klinisch hergestellte Präparate enthalten nur die A- und B-Kette. Das C-Peptid hingegen fehlt. Dadurch unterscheidet sich das künstliche Insulin leicht vom natürlichen Hormon. Diese kleine Abweichung bleibt nicht ohne Folgen. Typische Nebenwirkungen wie Unterzuckerungen (Hypoglykämien) verbunden mit Zittern, Schweißausbrüchen und Verwirrtheit sind weit verbreitet. Strukturelle Unterschiede oder chemische Modifikationen können außerdem unser Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzen. Das gespritzte Insulin wird als „fremd“ erkannt. Die Folgen? Hautausschläge, Nesselsucht und in seltenen Fällen systemische allergische Reaktionen. In diesem Zusammenhang bildet das Immunsystem Antikörper gegen das veränderte Insulin. Diese neutralisieren das Hormon teilweise oder verzögern dessen Wirkung.

Wie wirkt pflanzliches Insulin?

Das Besondere an diesem Insulin auf Pflanzenbasis ist seine Struktur. Es enthält alle drei Peptidanteile. Daher ist es vollständiger und dem körpereigenen Hormon ähnlicher. Durch die Pflanzenzellwand wird es im Magen geschützt und gelangt unbeschadet in den Darm. Dort wird es freigesetzt und über die Leber verarbeitet. Das Ergebnis? Ein Insulin, das einfach geschluckt werden kann.

Pflanzliches Insulin – das sind die Vorteile

Diese Innovation kann die Therapie für Menschen mit Typ-2-Diabetes einfacher, sicherer und flexibler machen. Das sind die wichtigsten Vorteile:

  • Keine Spritzen nötig: Du sparst Einstiche, Schmerz und Hautreizungen.
  • Geringeres Risiko für Hypoglykämie: Das Insulin wird langsamer freigesetzt.
  • Einfache Lagerung: Kein Kühlschrank nötig, Transport unkompliziert.
  • Kostengünstige Herstellung: Keine teuren Fermentations- und Reinigungsprozesse wie bei herkömmlichem Insulin.

Pflanzliches Insulin liefert erste Studienergebnisse

Natürlich gibt es immer einen Haken bei neuen Technologien. Die bisherigen Tests mit pflanzlichem Insulin wurden lediglich an Mäusen durchgeführt. Doch die Ergebnisse waren vielversprechend. Der Blutzucker der Tiere konnte innerhalb von 15 Minuten signifikant gesenkt werden. Aber funktioniert das auch beim Menschen?

Herausforderungen für Therapie mit Pflanzen-Insulin

Das Insulin aus Kopfsalat ist vielversprechend, ist aber noch längst kein zugelassenes Medikament. Klinische Studien am Menschen stehen aus. Frühere Ansätze wie inhalierbares Insulin wurden aufgrund von schwerwiegenden Risiken wieder vom Markt genommen. Die Entwicklung bis zur Marktreife kann 5–10 Jahre dauern. Dennoch zeigt das pflanzliche Insulin eine neue Richtung auf, die vielversprechender erscheint als je zuvor.

Fazit: Pflanzliches Insulin als Zukunftstechnologie

Insulin ohne Spritzen ist vielleicht bald kein Traum mehr, sondern greifbare Realität. Pflanzliches Insulin bietet Chancen auf mehr Sicherheit, weniger Kosten und einfachere Anwendung. Die Forschung steht noch am Anfang, aber die Richtung ist klar. Typ-2-Diabetiker könnten bald von einer Therapie profitieren, die alltagstauglicher und schonender ist. Insulin zum Einnehmen könnte das Leben von Millionen Menschen positiv verändern.

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Autorin: Fanny Patzschke

Apothekerin, staatlich geprüfte Ernährungsberaterin, lizenzierte Fitnesstrainerin, zertifizierte Yogalehrerin, Vegan Raw Chef

  • Henry Daniell, Rahul Singh, Venkata Mangu, Smruti K. Nair, Geetanjali Wakade, Nataliya Balashova: Affordable oral proinsulin bioencapsulated in plant cells regulates blood sugar levels similar to natural insulin, Biomaterials, Volume 298, 122142, 2023
  • Schaible, H.-G.; Mutschler, E.; Vaupel, P.: Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2015
  • Mutschler, E.; Geisslinger, G.; Menzel, S. et al.: Arzneimittelwirkungen – Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2020
  • Kugler, P.: Der menschliche Körper: Anatomie Physiologie Pathologie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag, 2015
  • Teuscher, E.; Lindequist, U.: Biogene Arzneimittel, 8. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2020

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Danke für diese spannenden Einblicke in die Forschung. Als langjährige Diabetikerin wünsche ich mir schon lange ein Insulin zum einnehmen. Ich bin das spritzen total leid.

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    • Inwieweit sich dieses Insulin durchsetzt, wird sich zeigen. Ich wünsche es dir und allen Betroffenen, dass es den Durchbruch bringt. Alles Liebe für dich.

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