Präventiv-Apothekerin Fanny Patzschke erklärt aus wissenschaftlicher Sicht, ob Neuroathletik bzw. neurozentriertes Training wirklich die Leistungsfähigkeit verbessert oder ob es nur ein übertriebener Hype ist.

Neuroathletik: Revolution Im Training Oder Nur Placebo?

Neuroathletik ist bereits seit einigen Jahren in aller Munde. Diese innovative Trainingsform erobert zunehmend die Sportwelt. Ob Fußballer, Leichtathleten oder Boxer – viele erfolgreiche Profis ihrer Branche schwören auf Neuroathletiktraining (NAT). Damit versuchen sie die eigene Leistung stetig zu steigern. Doch was steckt wirklich hinter neurozentriertem Training? Diese Ausführungen lassen dich in die spannende Welt des NAT eintauchen.

Was ist Neuroathletik?

Neuroathletik bzw. neurozentriertes Training ist eine moderne Trainingsmethode zur Verbesserung der sportlichen Leistungen. Sie zielt darauf ab das Nervensystem zu optimieren und die Mind-Muscle-Connection zu schulen. Während sich traditionelle Trainingsmethoden auf die Muskeln und das Herz-Kreislauf-System konzentrieren, fokussiert sich Neuroathletik auf das zentrale Nervensystem als Schlüssel zur Leistungssteigerung. Die Grundidee: Ein besser funktionierendes Nervensystem führt zu optimierten Bewegungsabläufen, höherer Effizienz und letztlich zu einer stärkeren Performance.

Wie funktioniert neurozentriertes Training?

Neurozentriertes Training basiert auf der Verbesserung der Kommunikation zwischen Gehirn und Muskeln. NAT arbeitet mit visuellen, vestibulären und propriozeptiven Wahrnehmungen des Körpers. Das Ziel: Stärkung der neuronalen Pfade, die für Bewegung und Körperkontrolle verantwortlich sind. Durch gezielte Übungen lassen sich Reflexe optimieren, die Reaktionszeit verkürzen und die Koordination steigern – so die Idee.
Um beispielsweise die Körperhaltung zu verbessern, müssen Beuge- und Streckmuskeln perfekt zusammenarbeiten. Übungen für die Augen können das periphere Sehen schärfen und so Fehlhaltungen korrigieren. Vestibuläre Reize wie Schnipsen am Ohr erhöhen die Nackenmobilität. Einfache Fußmobilisierungs- und Sprunggelenksübungen verleihen dir mehr Stabilität und Sicherheit im Stand.

Für wen ist Neuroathletik geeignet?

Neuroathletik ist für eine breite Zielgruppe geeignet. Profisportler nutzen diese Methode, um ihre Leistungen auf das nächste Level zu bringen und Verletzungen vorzubeugen. Aber auch Hobbysportler und diejenigen, die ihre alltäglichen Bewegungen verbessern möchten, können von neurozentriertem Training profitieren. Besonders interessant ist es für Menschen mit Bewegungseinschränkungen oder nach Verletzungen. Inwieweit es sich im Reha-Bereich durchsetzt, wird sich zeigen.

Was sind mögliche Vorteile des neurozentrierten Trainings?

Die postulierten Vorteile von Neuroathletiktraining scheinen vielfältig. Zu den wichtigsten gehören:

  • Verbesserte Koordination und Balance: Durch das Training der sensorischen Systeme wird die Körperwahrnehmung geschärft.
  • Gesteigerte Leistungsfähigkeit: Optimierte neuronale Pfade führen zu effizienteren und exakteren Bewegungen.
  • Verkürzte Reaktionszeiten: Schnelle und präzise Reaktionen sind vor allem im Wettkampfsport entscheidend.
  • Sturzprävention: Ein stabiles und gut vernetztes Nervensystem kann helfen Verletzungen zu vermeiden.
  • Schnellere Rehabilitation: Nach Verletzungen soll neurozentriertes Training den Heilungsprozess unterstützen und beschleunigen.

Neuroathletik: Wichtige Übungen und Tipps

Neuroathletiktraining umfasst eine Vielzahl von Übungen, die gezielt das Nervensystem stimulieren. Hier einige Beispiele:

  • Augentraining: Übungen, zur Stärkung der Augenmuskeln und Verbesserung der visuellen Wahrnehmung. Halte deinen Daumen 30 cm vor dein Gesicht. Bewege ihn in verschiedene Richtungen während du ihn mit den Augen verfolgst.
  • Gleichgewichtstraining: Übungen, die das Gleichgewichtssystem herausfordern. Beispiel: Einbeinstand auf instabilen Unterlagen für mindestens 30 Sekunden. Diese Übungen verbessern die Stabilität und Koordination.
  • Propriozeptionstraining: Übungen, die das Bewusstsein für die Körperposition verbessern. Beispiel: Balancieren mit geschlossenen Augen.
  • Reflextraining: Übungen, die schnelle Reaktionen fördern. Beispiel: Fangspiele mit unerwarteten Richtungswechseln.
  • Vestibuläre Reize: Schnipse neben deinem Ohr während du deinen Kopf von Seite zu Seite drehst. Diese Übung soll die Nackenmobilität erhöhen und Verspannungen lösen.
  • Fußmobilisierung: Rolle deinen Fuß über einen kleinen Ball, um die Mobilität des Sprunggelenks zu verbessern. Diese Übung kann Standfestigkeit und Stabilität erhöhen.

Neuroathletik-Praxis: Individuell und vielseitig

In der Praxis kann Neuroathletiktraining individuell angepasst werden. Damit lassen sich die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des jeweiligen Athleten bestmöglich erreichen. Eine typische Trainingseinheit könnte beispielsweise visuelle Übungen, Gleichgewichtsübungen und koordinative Aufgaben kombinieren. Das Ganze sollte regelmäßig und konsequent durchgeführt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Neuroathletik: Viele positive Erfahrungen auf Social Media

Glühende Verfechter teilen begeistert ihre positiven Erfahrungen mit Neuroathletik auf Social Media. Sie berichten von stärkeren sportlichen Leistungen, schnellerer Rehabilitation nach Verletzungen, kürzeren Regenerationsphasen und einem insgesamt besseren Körpergefühl. Auch im Alltag berichten viele von gesteigerter Konzentration und leichterer Stressbewältigung. Diese individuellen Erfahrungen tragen dazu bei, dass Neuroathletik zunehmend an Popularität gewinnt.

Neuroathletik: Das sagt die Wissenschaft

Die wissenschaftliche Basis der Neuroathletik steckt noch in den Kinderschuhen. Einzelfallberichte sowie erste Forschungsergebnisse liefern vielversprechende Resultate. Die University of Cincinnati führte ein visuelles Training mit einer American-Football-Mannschaft durch. Im Rahmen der Studie wurde die Anzahl an diagnostizierten Gehirnerschütterungen signifikant reduziert.
Dennoch konnte NAT bisher keinen Beweis erbringen, dass die Effekte zur Performancesteigerung über denen von Placebo liegen. Dieses Phänomen ist nicht zu unterschätzen, da sich durch Placebo die Leistungen bis zu 8% verbessern lassen.
Großangelegte Humanstudien zur Effektivität des Neuroathletiktrainings existieren bislang nicht. Kognitives Training ist somit noch weit von wissenschaftlicher Evidenz entfernt. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, damit wir die genauen Mechanismen und langfristigen Auswirkungen verstehen.

Neuroathletik: Experten üben Kritik

Trotz der positiven Berichte betrachten Experten das Thema Neuroathletik kritisch. So bemängeln sie insbesondere die fehlende wissenschaftliche Evidenz. Ein weiterer Kritikpunkt: Viele der postulierten Effekte beruhen lediglich auf theoretischen Grundlagen, tierexperimentellen Untersuchungen bzw. Einzelfallberichten. Es ist wichtig, dass wir die aktuelle Forschung in diesem Bereich weiterhin im Auge behalten. Solange keine validen Daten vorliegen, sollten wir überschwänglichen Erfahrungsberichten mit gesunder Skepsis begegnen und deren Absicht kritisch hinterfragen.

Fazit: Neuroathletik – Revolution oder Hype?

Neuroathletik ist eine spannende und innovative Methode. Sie scheint großes Potenzial zu besitzen, um die sportliche Leistung und Rehabilitation zu verbessern. Kognitives Training zur Optimierung von Bewegung und Leistung ist ein vielversprechender Ansatz. Allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz aktuell noch unzureichend. Bislang konnte nicht systematisch gezeigt werden, dass NAT gegenüber Placebo überlegen ist. Athleten und Trainer sollten daher keine zu hohen Erwartungen an neurozentriertes Training stellen. Dennoch kann es sich lohnen einzelne Übungen auszutesten. Vielleicht ist Neuroathletik für dich genau die Antwort auf deine gesundheitlichen Herausforderungen im Alltag.

Autorin: Fanny Patzschke

Apothekerin, staatlich geprüfte Ernährungsberaterin, lizenzierte Fitnesstrainerin, zertifizierte Yogalehrerin, Vegan Raw Chef

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