Präventiv-Apothekerin Fanny Patzschke gibt dir die besten Tipps mit Gelinggarantie zum Sprossen selber ziehen.

Sprossen Selber Ziehen: Tipps & Anleitung

Microgreens und Sprossen bereichern als regionales Superfood unsere Speisepläne. Schließlich enthalten sie zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe für unsere Gesundheit. Das Schöne daran: du kannst sie ganzjährig kultivieren. Nach bereits 4-8 Tagen kannst du die kleinen Vitalstoffbomben genießen. Nachfolgend bekommst du alle Tipps und Tricks, mit denen du ganz einfach Microgreens und Sprossen selber ziehen kannst.

Warum Sprossen einweichen?

Bevor du mit der eigentlichen Aussaat startest, solltest du die Samen einige Zeit einweichen. Spüle sie dabei morgens und abends gründlich mit Wasser durch. Das ist extrem wichtig. Zum einen katalysierst du den Keimvorgang, zum anderen erhöhst du dadurch den Nährstoffgehalt sowie die Bioverfügbarkeit. Außerdem werden enzymhemmende Substanzen wie Phytinsäure und Gluten in Getreidesprossen abgebaut.

Sprossen selber ziehen – die besten Methoden

Im Folgenden stelle ich dir die besten Methoden vor, mit denen du Sprossen selber ziehen kannst. Nicht alle eignen sich für jede Sorte.
Generell unterscheiden wir zwischen Dunkelkeimern und Lichtkeimern.
Zu den Dunkelkeimern zählen z.B. Brokkoli, Hanf, Linsen, Dinkel, Einkorn, Weizen, Emmer, Kichererbsen, Rettich, Radieschen, Sesam und Mungobohnen.
Zu den Lichtkeimern gehören z.B. Alfalfa, Quinoa, Leinsamen, Senf und Kresse.

1. Sprossen & Microgreens ziehen in Pikiertöpfchen

Diese Variante ist sinnvoll, wenn du aus den Keimlingen Grünkraut ziehen (also die grünen jungen Pflanzen) möchtest. Fülle Anzuchterde in kleine Pikiertöpfchen und verteile die eingeweichten Sprossensamen möglichst gleichmäßig. Gieße sie vorsichtig an und bedecke Dunkelkeimer anschließend mit einer dünnen Schicht Erde. Wässere sie dann erneut. Gieße sie während der Wachstumsphase 2x täglich morgens und abends.

2. Sprossen ziehen in Keimgläsern

Keimgläser sind normale Einweckgläser mit passenden gelochten Deckeln. So kannst du nach dem Bewässern die überschüssige Flüssigkeit entfernen. Bei einigen Modellen dient der Deckel auch gleichzeitig als Ständer. Vorteil der Methode: du kannst große Mengen von vielen unterschiedlichen Sorten parallel heranziehen. Die Gläser erleichtern den gesamten Ablauf immens. Allerdings sind sie nicht für alle Sprossenarten geeignet. Brokkolisprossen beispielsweise verstopfen oft die Poren der Deckel. Kresse, Senfsprossen und Rucolasprossen neigen zur Schleimbildung, so dass du sie nicht in Keimgläsern heranziehen solltest. Hier empfehle ich entweder Pikiertöpfchen, Sprossenturm oder Kresseigel.

3. Sprossen ziehen im Sprossenturm bzw. Sprossenhaus

Dieses Modell besteht aus mehreren aufeinanderliegenden Schalen. Dort hinein füllst du das Saatgut, was du dann mehrmals täglich wässerst. Dabei verteilt sich die Flüssigkeit automatisch von einer Schale zur nächsten. Dadurch kannst du in einem Arbeitsschritt alle Schälchen gleichzeitig befeuchten. Das überschüssige Wasser fließt über entsprechende Öffnungen ab bzw. sammelt sich in einer undurchlässigen Bodenschale. Der große Vorteil des Sprossentürmchens: du kannst die Samen zeitlich versetzt einweichen und aussäen – am besten im zweitägigen Abstand. So kannst du ohne Unterbrechung immer frisches Grünkraut ernten.

4. Microgreens ziehen in der Cressbar®

Die Cressbar®-Methode funktioniert ebenfalls extrem einfach. Du legst das Cresspad mit dem entsprechenden Saatgut nach oben zeigend in die Cressbar® und gießt alles gut an. Im Anschluss setzt du die Abdeckhaube auf. Bis zum Keimprozess solltest du das Ganze mehrfach täglich wässern. Sobald sich die ersten Pflänzchen zeigen, kannst du die Haube entfernen. Entscheidender Nachteil der Cressbar®: du kannst nur eine einzige Sorte aussäen, so dass die Auswahl sehr einschränkt ist. Einige Vorteile besitzt sie dennoch: die Cressbar® ist für Einsteiger (vor allem für Kinder) absolut gelingsicher. Zudem ist sie sehr hygienisch und auch für Sprossen geeignet, die sich schlecht in Keimgläsern kultivieren lassen.

5. Sprossen & Microgreens ziehen im Kresseigel

Meinen Kresseigel aus Ton hat mir meine Mutti vor über 15 Jahren zum Geburtstag geschenkt. Er diente mir damals als Einstieg in die Sprossenzucht und vereint unzählige Vorteile. Die Methode ist sehr hygienisch, denn du brauchst keine Erde. Die Gefahr der Schimmelbildung ist dementsprechend so gut wie ausgeschlossen. Somit eignet er sich perfekt für die Fensterbank in der Küche. Der Tonigel lässt sich außerdem leicht in der Spülmaschine reinigen. Die Anzucht gestaltet sich denkbar einfach: bevor du die Gartenkresse aussäest, brauchst du den Igel nur eine Stunde zu wässern. Dann kannst du den Samen gleichmäßig verteilen. Während der Wachstumsphase besprühst du die Keimlinge 1-2x täglich mit Wasser.

Abschließende Hinweise zur Sprossenzucht

  • Zur Vermeidung von Schimmelbildung solltest du unbedingt auf Hygiene achten. Nutze daher ausschließlich saubere Gläser. Nach Ende der Sprossenanzucht reinigst du sie am besten im Geschirrspüler.
  • Als Saatgut bitte Bio-Produkte verwenden. Die konventionellen Sorten enthalten oft Pestizide bzw. Toxine.
  • Nach dem Einweichen der Samen solltest du die Sprossen 2-3x tgl. gut mit sauberem, keimfreien Wasser durchspülen.
  • Damit du optimale Wachstumsbedingungen für die Sprossenzucht schaffst, stellst du sie am besten bei ca. 20°C Raumtemperatur auf.
  • Spüle die Sprossen nach Abschluss des Keimprozesses noch einmal gründlich durch und lasse sie anschließend schonend trocknen. Hierzu kannst du sie in Heizungsnähe platzieren oder kurz bei niedrigster Temperatureinstellung ins Dörrgerät packen.
  • Lagere die fertigen Exemplare in dicht verschlossenen Vorratsgläsern im Kühlschrank. Stelle sie am besten in die unterste (kälteste) Zone für kritische Lebensmittel bzw. ins 0°C-Fach.

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Autorin: Fanny Patzschke

Apothekerin, staatlich geprüfte Ernährungsberaterin, lizenzierte Fitnesstrainerin, zertifizierte Yogalehrerin, Vegan Raw Chef

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo Fanny,
    wie stehst Du zum Thema Antinährstoffe? Man liest so viel, daß z.B. Phytinsäure schädlich ist? Das verunsichert mich.

    Antworten
    • Einige bioaktive Stoffe sollen Pflanzen vor Fraßfeinden oder Schädlingen schützen. Sie können für unseren Körper nachteilige Wirkungen entfalten. Daher werden sie populärwissenschaftlich unter dem Begriff „Antinährstoffe“ bzw. „antinutritive sekundäre Pflanzenstoffe“ zusammengefasst. Doch hier sollten wir differenzieren und nicht nur schwarz oder weiß denken. Zwar beeinträchtigen sie häufig die Nährstoffaufnahme negativ, aber dennoch entfalten sie auch positive Wirkungen. Phytinsäure behindert die Aufnahme von Calcium, Eisen oder Magnesium. Allerdings wirkt sie sich vorteilhaft auf den Blutzuckerspiegel und die Blutfette aus. Lektine aus Getreiden oder Hülsenfrüchten können zu Übelkeit und Erbrechen führen. In hohen Dosen verklumpen die roten Blutkörperchen. Gleichzeitig dämmen sie das Wachstum bestimmter Tumore ein. Letzen Endes entscheiden die Mengenverhältnisse über Nutzen und Risiko. Durch Ankeimen oder Garen lassen sich viele dieser Substanzen abbauen.

      Antworten
  • Das klingt super. Jetzt bin ich motiviert es selbst zu versuchen. Welche Sprossen kannst du für Anfänger empfehlen?

    Antworten
    • Hallo Nadja,
      meinst du, welche sich besonders einfach heranziehen lassen? Dazu gehören z.B. Kresse, Mungobohnen, Buchweizen und Quinoa. Ansonsten hängt es natürlich immer vom persönlichen Geschmack ab.
      Liebe Grüße

      Antworten

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