Heute bist einmal mehr zu spät aufgestanden, denn der gestrige Streit mit deinem Partner raubte dir den Schlaf. Eigentlich müsstest du längst unterwegs in Richtung Arbeit sein. Plötzlich klingelt das Smartphone. Dein Chef ruft an und übermittelt schlechte Neuigkeiten. Eine Kollegin hat sich krank gemeldet, so dass du am Wochenende eine Extraschicht einlegen musst. Durch diese morgendlichen Turbulenzen hast du es versäumt eine Kleinigkeit zu essen, bevor du gleich deine Kinder in die Schule fährst. Schließlich bleibt für dich nur noch der Coffee-to-go und das belegte Brötchen vom Bäcker um die Ecke übrig. Chronischer Stress lässt grüßen – willkommen im Hamsterrad!
Chronischer Stress und seine Wurzeln
In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist chronischer Stress ein weit verbreitetes Phänomen. Er entsteht oft schleichend und kann gravierende gesundheitliche Folgen haben. Ein typisches Beispiel für die Entstehung von chronischem Stress ist ein hektischer Start in den Tag. Solche Szenarien – wie das oben geschilderte – sind heutzutage keine Seltenheit. Vielmehr spiegeln sie den alltäglichen Druck wider, dem wir ausgesetzt sind.
Chronischer Stress durch gesellschaftliche Leistungserwartungen
In unserer modernen Leistungsgesellschaft wird uns bereits von klein auf beigebracht, dass wir zu funktionieren haben. Wir müssen ständig leistungsfähig sein und 110% geben. Höher, schneller, weiter – diese Erwartung trägt maßgeblich dazu bei, dass wir uns permanent unter Druck gesetzt fühlen. Ständige Selbstüberforderung und der daraus resultierende Stress können uns auf Dauer krank machen.
Chronischer Stress durch permanente Vergleiche
Bereits in der Schule unterliegen wir einem Bewertungsprozess in Form von Noten. Wir stehen damit stets in Konkurrenz zu den Mitschülern und befinden uns in einem ständigen Wettbewerb. Das kann unser Selbstwertgefühl negativ beeinträchtigen. Im Erwachsenenalter setzen sich diese Vergleiche fort. Wir messen uns mit Kollegen, Freunden und Nachbarn und fühlen uns oft unzulänglich. So manifestieren wir negative Glaubenssätze à la:
- Ich bin nicht gut genug.
- Mein Arbeitskollege leistet deutlich mehr als ich.
- Meine Nachbarin ist viel schlanker.
Die ständige Konkurrenz kann zu einem Gefühl des Versagens und zu chronischem Stress führen.
Chronischer Stress durch Veränderungen und soziale Reizüberflutung
Unsere Welt verändert sich ständig. Diese Dynamik betrifft auch unser soziales Umfeld. Häufige Umzüge, wechselnde Freundeskreise und die Reizüberflutung durch soziale Medien tragen zur mentalen Belastung bei. In einer Phase der Identitätsfindung können Kinder und Jugendliche durch diese ständigen Veränderungen entwurzelt und gestresst werden.
Chronischer Stress durch medieninduzierte Panik
Die Medien spielen eine große Rolle bei der Entstehung von Stress und Angst. Nachrichten sind oft auf negative Schlagzeilen ausgerichtet. Sie vermitteln ein Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung. Obwohl wir in einer sicheren Umgebung leben, erzeugen Berichte von Kriegen, Krisen und Gewaltverbrechen ein gefährliches Weltbild. Dies trägt erheblich zur mentalen Belastung und zu chronischem Stress bei.
Chronischer Stress durch innere Unsicherheit und gefühlte Gefahren
In unserem Gehirn befindet sich ein System, was als Filter fungiert. Das sogenannte retikuläre Aktivierungssystem (RAS) entscheidet, welche Informationen wir bewusst wahrnehmen. Dieses System fokussiert sich oft auf potenzielle Gefahren und Probleme. Dadurch kreisen unsere Gedanken häufig um negative Erlebnisse. Diese dauerhafte Fokussierung auf das Negative kann zu einem Gefühl ständiger Bedrohung und damit zu chronischem Stress führen.
Symptome von chronischem Stress
Chronischer Stress äußert sich in vielfältigen Symptomen, die sowohl physischer als auch psychischer Natur sein können. Zu den häufigsten Auffälligkeiten zählen:
- Physische Symptome: Kopfschmerzen, Magenprobleme, Herzrasen, erhöhter Blutdruck, Erschöpfung
- Psychische Symptome: Reizbarkeit, Angstzustände, Depressionen, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen
Diese Symptome sind Warnsignale des Körpers, dass die Belastung zu hoch ist und dringend reduziert werden muss.
Was tun bei chronischem Stress? Effektive Tipps zur Stressbewältigung:
Entdecke deine persönlichen Stressauslöser und finde heraus, welche Strategien dir am besten helfen. Ein stressfreies Leben ist nicht nur möglich, sondern auch erstrebenswert. Hier einige Tipps, die dir helfen Stress im Alltag abzubauen:
1. Stress reduzieren mit Achtsamkeit und Entspannungstechniken
Achtsamkeit und Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung helfen dir den Stresspegel zu senken. Durch regelmäßige Praxis dieser Techniken wirst du dein Wohlbefinden steigern und die Resilienz gegenüber Stress erhöhen.
2. Gesunde Lebensweise trägt zur Stressreduktion bei
Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind entscheidend für die Stressbewältigung. Indem du deinen Körper gut versorgst, stärkst du deine Widerstandskraft und kannst besser mit Stress umgehen.
3. Gemeinsam gegen Stress: Soziale Unterstützung
Der Austausch mit Freunden, Familie oder Kollegen kann eine wichtige Quelle der Unterstützung sein. Offen über Stress und Sorgen zu sprechen, hilft dabei die Last zu teilen und neue Perspektiven zu gewinnen.
4. Weniger Stress durch optimales Zeitmanagement
Setze Prioritäten und lerne, deine Zeit effektiv zu managen. Setze realistische Ziele und plane Aufgaben systematisch. Dadurch vermeidest du Überforderung und kannst deinen Alltag besser strukturieren.
5. Berufliche Balance finden, um Stress zu vermeiden
Oftmals entpuppt sich der Beruf als Hauptquelle des Stresses. Überlege hierzu, wie du eine bessere Work-Life-Balance erreichst. Flexible Arbeitszeiten, Home-Office oder das Delegieren von Aufgaben können dabei helfen.
6. Negative Gedankenmuster durchbrechen, um stressfreier zu leben
Arbeite daran, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu durchbrechen. Positive Affirmationen und das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs können dabei helfen. So lenkst du den Fokus auf positive Aspekte und förderst das allgemeine Wohlbefinden.
7. Besseres Stressmanagement durch professionelle Hilfe
Nimm professionelle Hilfe in Anspruch, wenn du den Stress nicht alleine bewältigen kannst. Therapeuten und Coaches helfen dir dabei, Strategien zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen.
Fazit: Chronischer Stress – eine unterschätzte Gefahr
Chronischer Stress ist ein ernstes Gesundheitsproblem, das vielfältige Ursachen hat. Stehen wir permanent unter Strom, bringt das weitreichende Konsequenzen für Körper und Psyche mit sich. Indem du die Ursachen erkennst und gezielt gegensteuerst, kannst du deinen Stresspegel senken und deine Lebensqualität verbessern. Vertraue auf Achtsamkeit, gesunde Gewohnheiten und soziale Unterstützung, um chronischen Stress zu bewältigen und ein ausgeglicheneres Leben zu führen.
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Autorin: Fanny Patzschke
Apothekerin, staatlich geprüfte Ernährungsberaterin, lizenzierte Fitnesstrainerin, zertifizierte Yogalehrerin, Vegan Raw Chef
- Schaible, H.-G.; Mutschler, E.; Vaupel, P.: Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2015
- Bley, C.-H.; Centgraf, M.; Cieslik, A.; Hack, J.: I care Anatomie, Physiologie, 1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2018
- Wilson, J.; Hickisch, B.: Grundlos erschöpft?: Nebennieren-Schwäche – das Stress-Syndrom des 21. Jh., 1. Auflage, Goldmann Verlag, 2011
- Rensing, L.; Koch, M. et al.: Mensch im Stress: Psyche, Körper, Moleküle, 1. Auflage, Springer Verlag, 2013
- Collard, P.; Weingart, K.: Das kleine Buch vom achtsamen Leben: 10 Minuten am Tag für weniger Stress und mehr Gelassenheit, 1. Auflage, Heyne Verlag, 2016
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Genau deshalb gucke ich schon seit Jahren kein Fernsehen mehr.
Ich auch nicht 😃.
Das trifft’s bei mir voll ins Schwarze. Du hast ja so recht mit dem, was du schreibst. Aber es ist schwer sich aus diesem Hamsterrad zu befreien. Job kann man ja nicht so einfach aufgeben.
Leider können wir nicht alle Situationen im Leben beeinflussen. Doch was wir ändern können, sind unsere innere Einstellung und die Handlungsweisen in bestimmten Situationen.