Heute sind wir mal wieder zu spät aufgestanden, denn der gestrige Streit mit dem Partner ließ uns schlecht schlafen. Eigentlich hätten wir uns längst auf den Weg zur Arbeit begeben müssen. Plötzlich klingelt das Smartphone – ein Anruf vom Chef: Krankmeldung der Kollegin. Bedeutet: Extraschicht am Wochenende. Dadurch haben wir es versäumt eine Kleinigkeit zu essen bevor wir gleich die lieben Kleinen in die Kita bringen. Übrig bleibt dann doch eher der Coffee-to-go und das belegte Brötchen vom Bäcker um die Ecke. Chronischer Stress lässt grüßen – willkommen im Hamsterrad!
Chronischer Stress: wie entsteht er?
Dieses oben beschriebene Szenario ist in unserer heutigen Leistungsgesellschaft keine Seltenheit. Uns wird schon von klein auf anerzogen, dass wir zu funktionieren haben. Höher, schneller, weiter! Wir essen und stressen uns krank! Danke, liebe Konsumgesellschaft, für die Schnelllebigkeit, das Multitasking und den Leistungsdruck. Das ist genau das, was wir alle brauchen – NICHT!
Ständige Vergleiche
Bereits in der Schule unterliegen wir einem Bewertungsprozess in Form von Noten. Wir stehen damit stets in Konkurrenz zu den Mitschülern. Das muss uns nicht unbedingt vordergründig so bewusst sein. Doch auf unser Unterbewusstsein nimmt es einen immensen Einfluss. Unser inneres Kind entwickelt negative Glaubenssätze à la:
- Ich bin nicht gut genug.
- Mein Arbeitskollege leistet deutlich mehr als ich.
- Meine Nachbarin ist viel schlanker.
Permanente Veränderungen
Häufig werden die Klassenverbände immer wieder neu zusammengewürfelt. Dauerhafte Freundschaften lassen sich dadurch kaum knüpfen. Für unser inneres Kind ist das ein großes Problem, denn so wird es regelmäßig entwurzelt.
Hinzu kommt außerdem die Reizüberflutung der sozialen Medien. Wir haben uns zu meiner Zeit zumindest noch zwischen den Unterrichtsstunden auf dem Schulhof getroffen. Heutzutage verbringen Jugendliche ihre Pausen lieber mit dem Smartphone und liken Videos auf TikTok.
Auch die klassische Familie als solches wird immer seltener. Patchwork ist die neue Normalität. Beziehungen halten im Schnitt deutlich kürzer als früher. Für Kinder und Teenies ist das eine mentale Belastung. Genau diese prägenden Momente in den entscheidenden Jahren beeinflussen unsere innere Einstellung und dementsprechend auch unser Mindset.
Panik durch die Medien
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass du in den Medien kaum positive News hörst bzw. liest? Ständig nur irgendwelche Schreckensmeldungen, Kriege, Krisen, Verbrechen etc. Damit entsteht der Eindruck, dass wir in einer sehr gefährlichen Welt leben und nirgendwo sicher sein können. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall – gerade in Deutschland.
- Wir haben ein Dach über dem Kopf.
- Außerdem müssen wir im Winter nicht frieren.
- Wir haben elektrisches Licht und fließendes Wasser.
- Und vor allem leben in einem Land, wo Frieden herrscht, so dass wir nicht um unser Leben fürchten müssen.
Für all diese Dinge dürfen wir sehr dankbar ein, nicht wahr?
Unsicherheit durch (scheinbare) Gefahren
Im Gehirn gibt es das sogenannte RAS (retikuläres Aktivierungssystem). Dabei handelt es sich um eine Art internen Filter. Auf uns strömen in jeder Sekunde ganz viele Informationen ein. Die erhalten wir z.B. durch unsere Sinnesorgane. Stell dir vor, wir würden alles registrieren, was um uns herum so passiert – z.B.
- Wie sitzen heute meine Strümpfe?
- Drückt gerade die Bluse bzw. ist die Krawatte zu eng?
- Passen die Schuhe farblich zum Schal?
Dann wären wir komplett überfordert. Deshalb grenzt das Gehirn bestimmte Aspekte aus und fokussiert sich nur auf die wichtigsten. Du nimmst genau dort die Dinge wahr, wo du deine Aufmerksamkeit hinlenkst. Die Crux dabei: unser Gehirn fokussiert sich eher auf eventuelle Gefahren und Probleme. Statt auf die positiven Dinge zu achten, kreisen die Gedanken eher um negative Erlebnisse oder Situationen. So entstehen ungesunde Glaubenssätze. Unsicherheit in Beruf oder Beziehung und die Angst vor sozialer Isolation tragen ihr Übriges dazu bei.
Das Wichtigste in Kürze: Chronischer Stress – Ursachen
- permanente Bewertung bzw. Vergleiche mit anderen
- Schnelllebigkeit, Multitasking sowie ständige Veränderungen
- soziale Netzwerke bzw. Panikverbreitung durch Massenmedien
- innere Unsicherheit sowie (gezielte) Verunsicherung von außen
Buchtipp:
“Stresssistent”
Du möchtest mehr zum Thema chronischer Stress erfahren? Du bist auf der Suche nach wertvollen Tipps für weniger Stress und mehr Entspannung? Dann wirf gern mal einen Blick in mein interaktives Buch „Stresssistent – entspannt trotz Hamsterrad“.

Autorin: Fanny Patzschke
Apothekerin, zertifizierte Ernährungsberaterin & Fitnesstrainerin, Yogalehrerin, Vegan Raw Chef
- Schaible, H.-G.; Mutschler, E.; Vaupel, P.: Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2015
- Bley, C.-H.; Centgraf, M.; Cieslik, A.; Hack, J.: I care Anatomie, Physiologie, 1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2018
- Sivananda, S.; Bretz, S. et al.: Yogalehrer/innen Handbuch, 18. Auflage, Yoga Vidya Verlag, 2018
- Ars Edition GmbH: Achtsamkeit für dich: 50 Karma-Kärtchen, 10.07.2017