Erfahre von Präventiv-Apothekerin Fanny Patzschke, wie das Stresshormon Cortisol im Körper wirkt, wie es für uns zur Gefahr wird und wie du den Cortisolspiegel senken kannst.

Stresshormon Cortisol: Gefahren & Tipps Zur Senkung

Das Stresshormon Cortisol bzw. Hydrocortison spielt eine zentrale Rolle im menschlichen Körper. Es wird in der Nebennierenrinde produziert und ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Ist der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht, kann das schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Erfahre alles über die Funktionen und Risiken von Cortisol und erhalte praktische Tipps, wie du den Cortisolspiegel senken kannst.

Stresshormon Cortisol: Entstehung und Regulation

Cortisol entsteht aus Cholesterol. Hierzu sind mehrere Reaktionsschritte nötig.
Bei der Stressregulation spielen der Hypothalamus, der Hypophysenvorderlappen und die Nebennieren eine zentrale Rolle. Der Hypothalamus schüttet das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) aus. Dieses regt die Freisetzung des adrenocorticotropen Hormons (ACTH) aus dem Hypophysenvorderlappen an, was die Produktion von Cortisol in der Nebennierenrinde stimuliert. Cortisol selbst hemmt sowohl CRH als auch ACTH über einen Rückkopplungsmechanismus. Dadurch reguliert unser Körper den Cortisolspiegel intern.

Normale Cortisolwerte und ihre Schwankungen

Cortisol unterliegt erheblichen zirkadianen Schwankungen. Morgens nach dem Aufwachen sind die Cortisolspiegel am höchsten, um den Körper auf den Tag vorzubereiten. Am Abend sinken die Werte ab, um den Körper auf die Ruhephase vorzubereiten. Normale Cortisolwerte variieren daher stark – je nach Tageszeit. Dieser tagesrhythmische Verlauf ist entscheidend für die physiologischen Funktionen von Cortisol im Körper. Dementsprechend variieren auch die Referenzbereiche:

Referenzwerte für Cortisol sind abhängig von der Tageszeit

Wie wirkt das Stresshormon Cortisol im Körper?

In akuten Stresssituationen ist die Ausschüttung von Cortisol physiologisch wichtig und sinnvoll. Es versetzt uns in den „Fight-or-Flight”-Modus, indem es den Sympathikus aktiviert. Blutdruck und Blutzuckerspiegel nehmen zu, die Herzfrequenz wird erhöht. Die Pupillen werden erweitert und der Muskeltonus steigt. Diese Prozesse sind wichtig, um uns schnell Energie bereitzustellen. Nach akutem Stress erholt sich unser System relativ schnell.
Cortisol übernimmt aber noch weitere Funktionen im Körper. Da nahezu alle unserer Gewebe über einen Corticoidrezeptor verfügen, entfaltet es vielfältige physiologische Effekte. Die höchste Dichte an Rezeptoren finden wir in der Muskulatur, in der Haut, im Fettgewebe, in der Leber und in den Immunzellen. Weiterhin nimmt Cortisol Einfluss auf den Stoffwechsel der drei Makronährstoffe Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette.

So beeinflusst das Stresshormon Cortisol den Kohlenhydrat-Stoffwechsel

Im Kohlenhydratstoffwechsel wirkt Cortisol als Gegenspieler von Insulin. Es fördert die Neubildung von Glucose aus Aminosäuren und erhöht den Blutzuckerspiegel. Diese diabetogene Wirkung kann bei chronisch erhöhtem Cortisolspiegel zu Insulinresistenz und Diabetes führen.

So beeinflusst das Stresshormon Cortisol den Protein-Stoffwechsel

Cortisol induziert den Abbau von Muskelproteinen zu Aminosäuren, die dann zur Glucosebildung verwendet werden. Dies führt langfristig zu einer Abnahme der Muskelmasse und Knochendichte, was Osteoporose zur Folge haben kann. Zudem hemmt es die Aktivität der knochenaufbauenden Osteoblasten und aktiviert die knochenabbauenden Osteoklasten.

So beeinflusst das Stresshormon Cortisol den Fett-Stoffwechsel

Cortisol fördert die Freisetzung von Fettsäuren aus den Fettdepots. Bei chronischem Stress kann dies zu einer ungünstigen Verteilung von Fettgewebe führen. Insbesondere das viszerale Bauchfett wird aufgebaut, was mit erhöhten Gesundheitsrisiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist.

So beeinflusst das Stresshormon Cortisol Wasser- und Elektrolythaushalt

Cortisol steigert die Ausscheidung von Kalium und hemmt die Rückresorption von Calcium. Gleichzeitig fördert es die Natrium- und Wasserretention in den Nieren. Ein Überschuss an Cortisol kann daher zu Störungen der Nierenfunktion und zu einem Ungleichgewicht der Elektrolyte führen.

Warum schwächt zu viel Cortisol das Immunsystem?

Cortisol hemmt die Vermehrung und Differenzierung von T- und B-Lymphozyten. Dadurch werden sowohl die Produktion von Antikörpern als auch die Immunantwort negativ beeinträchtigt. Diese Eigenschaft wird schulmedizinisch zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Allergien genutzt. Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel verstärkt allerdings das Risiko für Infektionen und schwächt das Immunsystem.

Warum führt ein Cortisolüberschuss zu Schlafstörungen?

Das Stresshormon Cortisol wirkt als Gegenspieler des Schlafhormons Melatonin. Ein hoher Cortisolspiegel unterdrückt die Melatoninproduktion, was zu Schlafstörungen und Insomnie führt. Dies kann zu einem Teufelskreis von Schlafmangel und weiter erhöhtem Stresshormonspiegel führen.

Cortisol, Stress und Depressionen

Das Stresshormon Cortisol wirkt Serotonin – unserem „Glückshormon” – entgegen. Hohe Cortisolspiegel hemmen die Serotoninsynthese und erhöhen dessen Verbrauch. Stimmungsschwankungen und Depressionen können die Folge sein. Chronischer Stress und die damit einhergehenden hohen Cortisolwerte sind oft mit psychischen Erkrankungen wie Panikattacken und Angststörungen verbunden.

Symptome eines hohen Cortisolspiegels

Zirkuliert über einen längeren Zeitraum zu viel Cortisol im Körper, können zahlreiche gesundheitliche Problemen auftreten. Zu den Symptomen eines dauerhaft erhöhten Cortisolspiegels gehören:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit sowie Konzentrationsschwäche
  • depressive Verstimmungen bis hin zum Burnout
  • erhöhte Blutdruck- und Blutzuckerwert
  • Knochenschmerzen und erhöhte Sturzgefahr bzw. Osteoporose
  • Gewichtszunahme (z.B. Cushing-Syndrom)
  • Libidoverlust bei Männern sowie Zyklusstörungen bei Frauen
  • Hautveränderungen (z.B. Stressakne)
  • häufige Infekte, da Cortisol immunsuppressiv wirkt
  • Schilddrüsenunterfunktion, da Cortisol die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 hemmt
  • Schädigung der Nebennieren (Adrenal Fatigue)

Diese Symptome resultieren aus den vielfältigen Wirkungen von Cortisol auf den Stoffwechsel und das Immunsystem.

Symptome eines niedrigen Cortisolspiegels

Ein zu niedriger Cortisolspiegel kann nach einer langen Phase des chronischen Stresses und der Erschöpfung der Nebennieren (Adrenal Fatigue) auftreten. Symptome sind:

  • Gewichtsverlust und Muskelschwäche
  • Schwindel, Müdigkeit sowie Schwächegefühl
  • Appetitlosigkeit bis hin zu Übelkeit bzw. Erbrechen
  • Haarausfall und brüchige Nägel
  • Depressionen, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
  • verminderte Blutdruck- und Blutzuckerwerte bis hin zu hypoglykämischen Schockzuständen aufgrund von Unterzuckerung

Cortisolspiegel messen: Einfacher Cortisol-Test für zu Hause

Um den Cortisolspiegel zu messen, gibt es verschiedene Methoden. Bluttests, Speicheltests und Urintests sind gängige Verfahren. Der Cortisolspiegel kann im Tagesverlauf stark schwanken, daher sind mehrere Messungen zu verschiedenen Zeiten sinnvoll. Ein Cortisol-Speicheltest ist eine einfache und verlässliche Methode für zu Hause. Hierzu werden Proben direkt nach dem Aufstehen, um die Mittagszeit und ggf. am Abend entnommen. Ein physiologischer Tagesverlauf ist gekennzeichnet durch einen Peak am Morgen, der kontinuierlich abnimmt. Ein solcher Cortisol-Test kann dir helfen die Ursache für gesundheitliche Probleme zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Wie lässt sich das Stresshormon Cortisol senken?

Um den Cortisolspiegel zu senken, gibt es verschiedene bewährte Methoden. Meditation und Achtsamkeitstechniken helfen den Geist zu beruhigen und Stress abzubauen. Atemübungen und Yoga sind ebenfalls effektiv, um den Cortisolspiegel zu regulieren. Regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung unterstützen die körperliche und mentale Gesundheit. Sie helfen den Cortisolspiegel im Gleichgewicht zu halten.
Bereits einfache Veränderungen im Lebensstil können einen positiven Einfluss auf den Cortisolspiegel nehmen. Digital Detox – eine bewusste Online-Pause – hilft den Stresspegel zu senken. Monotasking statt Multitasking fördert Konzentration und Produktivität und reduziert Stress. Regelmäßige Pausen und Me-Time sind wichtig, um den Körper zu entspannen und den Cortisolspiegel zu senken.

Fazit: Ein ausgewogener Cortisolspiegel für ein gesundes Leben

Cortisol ist ein essentielles Hormon für die Stressbewältigung und den Energiehaushalt des Körpers. Doch chronisch erhöhte Cortisolspiegel können zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Durch Achtsamkeit, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf kannst du deinen Cortisolspiegel senken. Ein bewusster Lebensstil hilft dir, Stress zu reduzieren und deine Gesundheit zu fördern. Es ist wichtig, dass du die Symptome eines hohen oder niedrigen Cortisolspiegels rechtzeitig erkennst. Dabei können z.B. Speicheltests behilflich sein. Sie lassen sich einfach und schnell zu Hause durchführen. Ein ausgewogener Cortisolspiegel ist wichtig, um ein gesundes und ausgeglichenes Leben zu führen.

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Autorin: Fanny Patzschke

Apothekerin, staatlich geprüfte Ernährungsberaterin, lizenzierte Fitnesstrainerin, zertifizierte Yogalehrerin, Vegan Raw Chef

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